Eines Tages besuchte ein berühmter Koch aus Kyoto einen
Zen-Mönch
"Sage mir in wenigen Worten", so bat der Mönch,
"welchen Sinn deine Küche hat."
"Die Natur widerzuspiegeln"
Der Mönch sprach kein Wort Schließlich gab er freundlich
zu bedenken: "Ist es allein die Natur, die du widerspiegelst, oder
ist es die Natur, so wie du sie siehst? Solltest du dir beim Schneiden
eines Rettichs nicht klarmachen, wo er gewachsen ist, daß Regen auf
ihn fiel und daß er erst durch die mühselige Arbeit eines
Bauern wachsen konnte?"
Diese Geschichte - die wahr und nicht erfunden ist - sagt in wenigen
Worten, warum die japanische Küche auf so vielen Ebenen so
befriedigend ist. Sobald man beginnt, japanische Gerichte auf die
Speisekarte zu setzen, wird man sich beim Einkauf in viel
größerem Maße der Lebensmittel bewußt werden, die
die Natur zur Verherrlichung der Jahreszeiten hervorbringt Sogar in
diesem Jahrhundert, in dem man die meisten Nahrungsmittel das ganze Jahr
hindurch tiefgekühlt oder in Dosen kaufen kann, ist es möglich,
die Jahreszeiten auf den Tisch zu bringen Jeder, der die japanische
Küche zum ersten Male kennenlernt, wird feststellen, daß sich
fast jedes Gericht durch eine wunderbare Klarheit auszeichnet Obwohl
einige der Zutaten ungewohnt erscheinen mögen, kann man sie doch in
Spezialgeschäften bekommen, und außer einigen frischen
Gemüsesorten sind beinahe alle Zutaten fast unbegrenzt haltbar. Wenn
eine Zutat ganz und gar nicht erhältlich ist, kann man sie oft durch
eine andere ersetzen Selbst wenn in einem Rezept der bekannte Spinat
verwendet werden soll, könnte man Brunnenkresse nehmen, und durch
die Erfindungsgabe des Kochs hätte das Gericht einen neuen Geschmack
bekommen.